Da Typ-1-Diabetikern die Insulinproduktion fehlt, müssen sie sich von Anfang an Insulin zuführen. Typ-2-Diabetes
wird gemäß den Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zuerst mit einer Änderung des Lebensstils behandelt. Dies sieht vor allem eine Diät und mehr Bewegung vor. Eine diabetesgerechte
Ernährung beinhaltet die Zufuhr aller essenziellen Nahrungsbestandteile, fettarmes, kohlenhydrat- und ballaststoffreiches Essen, Erhaltung bzw. Erzielung des Idealgewichts bzw. Abbau von Übergewicht
bei Typ 2-Diabetes. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, beginnt die Therapie mit unterschiedlichen Wirkstoffen, die in Tablettenform eingenommen werden, so genannten oralen Antidiabetika, die zum Teil
einen günstigen Einfluss auf die Gewichtsreduzierung haben und eine flexible Ernährung ermöglichen.
Wenn diese Medikamente nicht mehr in der Lage sind, eine möglichst normale Blutzuckereinsteilung zu gewährleisten, sollte schnellst möglich die Therapie mit Insulin begonnen werden. Aktuell spritzen
mehr als 1,5 Millionen Diabetiker in Deutschland Insulin.
Für die Behandlung des Typ 2 Diabetes steht eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die als Tabletten eingenommen werden und somit nicht gespritzt werden müssen. Zusammen mit Maßnahmen zur Ernährungsumstellung und zur Erhöhung der körperlichen Aktivität wird meist schon früh nach der Diabetesdiagnose die Einnahme eines solchen oralen Antidiabetikums verordnet.
Ist die erreichte Blutzuckersenkung mit einem einzelnen Medikament nicht ausreichend, können auch mehrere Präparate in Kombination verschrieben werden.
Führt die Behandlung mit oralen Diabetesmedikamenten –meist bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung – nicht zu einer zufriedenstellenden Stoffwechseleinstellung, kann zusätzlich zu den Tabletten auch eine GLP-1 basierte Therapie oder Insulin verordnet werden.
Inkretine und GLP-1 basierte Therapie
Inkretine sind natürliche Hormone, die in Ihrem Darm als Reaktion auf die Nahrungsaufnahme glukoseabhängig augeschüttet werden.
Eines der wichtigsten Inkretinhormone ist das Glukagonähnliche Peptid 1 (GLP-1). Es wird nach der Nahrungsaufnahme im Darm ausgeschüttet und regt unter anderem die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse dazu an, Insulin zu produzieren. Damit hilft GLP-1 dabei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Aber GLP-1 kann noch mehr: Es sorgt dafür, dass die Nahrung den Magen langsamer verlässt. Außerdem wird dem Gehirn ein Sättigungsgefühl gemeldet, Hunger und Appetit lassen nach.
Wirkungsweise der Inkretine
Hier stand die Natur den Wissenschaftlern Pate. Im Speichel einer Echse fanden Forscher eine Substanz, die dem menschlichen GLP-1 sehr ähnlich ist. Mittlerweile gibt es auch noch andere Wirkansätze, die auf verschiedenen Prinzipien beruhen. Sie ahmen alle die Wirkung des menschlichen Inkretins GLP-1 nach.
GLP-1 wird beim Menschen ohne Diabetes ebenso wie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes nur aktiv, wenn Nahrung aufgenommen wurde. Ist der Blutzuckerspiegel wieder in einem normalen Bereich, hört auch das Darmhormon auf, die Ausschüttung von Insulin anzuregen. Da durch die Selbstregulation Unterzuckerungen (Hypoglykämie) selten sind, müssen Menschen mit Diabetes nach der Einstellungsphase nur selten die Blutzuckerselbstkontrolle durchführen.
Da dieser Effekt auch dafür sorgt, dass die Nahrung den Magen langsamer verlässt, stellt sich rascher ein Sättigungsgefühl ein und der Appetit lässt nach. Die beim Typ-2-Diabetes erwünschte Gewichtsreduktion wird dadurch gefördert.
Wenn Sie Typ-2-Diabetes haben und mit oralen Antidiabetika z. B. mit Metformin, Sulfonylharnstoff oder mit Metformin und Sulfonylharnstoff nicht optimal eingestellt sind, sprechen Sie Ihren Arzt an. Er kann Ihnen helfen.
Was macht Insulin im Körper?
Insulin ist ein körpereigenes Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und für die Regulation des Zuckerstoffwechsels benötigt wird. Es bewirkt, dass die Zellen in den Geweben Glukose (Traubenzucker) aus dem Blut aufnehmen. Der in der Nahrung vorhandene Zucker wird dort in lebensnotwendige Energie umgewandelt. Durch die Wirkung des Insulins wird bei gesunden Menschen der Blutzuckerspiegel konstant in einem normalen Bereich gehalten.
Funktioniert diese Aufnahme von Glukose in den Zellen nicht oder nur teilweise, wie es beim Diabetes mellitus der Fall ist, verbleibt die Glukose im Blut und erhöht ständig die Blutzuckerwerte (Hyperglykämie) – insbesondere nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten. Überschreitet der Blutzucker einen bestimmten Schwellenwert, wird er über den Urin ausgeschieden und ist dort nachweisbar (Glukosurie).
Insulin-Arten
Wenn Ihr Körper nicht mehr länger in der Lage ist, selbst ausreichend Insulin zu produzieren oder eine Insulinresistenz so stark ausgeprägt ist, so dass das körpereigene Insulin nicht mehr effektiv arbeiten kann, ist es häufig am besten, wenn durch die Gabe von medikamentösem Insulin der Blutzucker wieder gesenkt wird.
Man unterscheidet Insuline je nach ihrer Herkunft und dem zeitlichen Verlauf ihrer Wirkung:
Kurzwirkende Insuline
Die Wirkung setzt schnell an und hält nur einige Stunden
Langwirksame Insuline
(Verzögerungs-, Basal- oder Intermediärinsuline): Diesen ist eine Verzögerungssubstanz beigemischt um die Wirkdauer des Insulins zu verlängern. Dies ist bei den gängigen NPH-Insulinen (Neutrales Protamin Hagedorn) heute meist der Eiweißstoff Protamin, der die Lösung trüb erscheinen lässt. Die Wirkdauer beträgt dosisabhängig bis zu 12, maximal 16 Stunden. Mit Protamin versetzte Verzögerungsinsuline müssen vor der Insulininjektion ausreichend durchmischt werden. Diese Insuline müssen meist zweimal am Tag gespritzt werden. |
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(z.B. Insulin Glargin und Insulin Detemir): Diese Insulinformen sind gentechnologisch so verändert, dass sie bis zu 24 Stunden wirken und daher nur ein- oder zweimal am Tag gespritzt werden müssen.
1. Basal unterstützte orale Therapie (B.O.T.)
Ist bei Menschen mit Typ 2 Diabetes trotz der Einnahme von oralen Antidiabetika der Nüchternblutzucker zu hoch, ist die körpereigene Insulinproduktion besonders über Nacht nicht mehr ausreichend.
Zusätzlich zu den Diabetestabletten kann dann als Basisversorgung meist vor dem Schlafengehen ein langwirksames Insulin (NPH-Insulin oder langwirksames Analog-Insulin) gespritzt werden
Seit einiger Zeit kann die Gabe eines Basalinsulins auch mit einer GLP-1-basierten Therapie kombiniert werden. Dies ist besonders für übergewichtige Patienten von Bedeutung, da die GLP-1-basierte Therapie eine Gewichtsabnahme unterstützen kann.
2. Supplementäre Insulintherapie (S.I.T.)
Manche Typ 2 Diabetiker, deren Nüchterblutzucker unter einer Tablettentherapie gut eingestellt ist, haben aber zu den Mahlzeiten eine zu geringe eigene Insulinproduktion und damit zu hohe Blutzuckerwerte nach dem Essen.
Durch eine Zugabe eines kurzwirksamen Insulins zu den Hauptmahlzeiten können die Blutzuckerspitzen nach dem Essen normalisiert werden. Kurzzeit-Analoginsuline haben hier den Vorteil, dass sie ohne Wartezeit meist direkt zu den Mahlzeiten oder sogar danach injiziert werden können. Sie wirken kürzer als humanes Normalinsulin und haben daher ein geringeres Hypoglykämierisiko in der Zeit nach den Mahlzeiten.
3. Die konventionelle Insulintherapie (CT)
Unter der konventionellen Insulintherapie versteht man die Behandlung mit Mischinsulinen jeweils vor dem Frühstück und dem Abendessen. In manchen Fällen kann eine Injektion vor dem Mittagessen sinnvoll sein. Typ 2 Diabetiker, die einen regelmäßigen Tagesablauf haben und zu festen Zeitpunkten essen, können mit dieser Therapieform bei relativ geringem Aufwand eine gute Blutzuckereinstellung erreichen.
Die Dosierung der Insulinmischungen folgt einem festgelegten Schema, nach dem sich auch die Kohlenhydratmenge richtet, die man zu sich nehmen sollte. Wird eine größere Kohlenhydratmenge konsumiert, steigen die Blutzuckerwerte an. Wird eine zu geringe Kohlenhydratmenge gegessen, besteht Hypoglykämiegefahr.
4. Die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) oder „Basis-Bolus-Therapie“
Bei der ICT wird meist morgens und abends ein Basal- oder Verzögerungsinsulin injiziert, das den mahlzeitenunabhängigen Grundbedarf des Körpers an Insulin deckt.
Zusätzlich wird zu den Mahlzeiten ein kurzwirksames Insulin als sogenanntes "Bolus-Insulin" gespritzt, um den erhöhten Insulinbedarf nach dem Essen zu decken. Diese Therapieform erlaubt dem Patienten ein hohes Maß an Flexibilität. Denn die Dosierung erfolgt in Abhängigkeit vom gemessenen Ausgangsblutzucker und der Kohlenhydratmenge, die Sie zu sich nehmen möchten. Dies ermöglicht es Ihnen, auch mit wechselnden Essenszeiten und unterschiedlichen Kohlenhydratmengen zurechtzukommen.
Die Vorteile der ICT mit einem kurzwirksamen Analog-Insulin sind eine flexiblere Gestaltung des Alltags (Berufstätige, Vielreisende etc.), denn der Zeitpunkt und die BE-Menge der Mahlzeit kann freier gewählt werden. Beim Spritzen nach der Mahlzeit kann die Insulindosis der tatsächlich gegessenen BE-Menge angepasst werden. Bei entsprechend geschulten Patienten besteht die Möglichkeit einer sehr kurzfristigen Korrektur von erhöhten Blutzuckerwerten, da die blutzuckersenkende Wirkung nicht so lang anhält.
5. Pumpentherapie
Eine Sonderform der ICT ist die Pumpentherapie. Kurzwirksames Insulin wird über einen Katheter an einer am Körper tragbaren Pumpe ins Unterhautfettgewebe abgegeben. Eine bestimmte Menge wird automatisch regelmäßig zur Deckung des Grundbedarfs abgegeben, zusätzlich können zu den Mahlzeiten die Bolusgaben per Knopfdruck abgerufen werden. Aufgrund des günstigeren Wirkprofils setzen sich in der Pumpentherapie die Analog-Insuline immer mehr durch.
Quellen: Deutsche Diabetes Gesellschaft - www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de; Lilly Deutschland GmbH - www.lilly-diabetes.de